„Leicht dahin gelebt habe ich nie“, sagt die gefeierte Burg-Schauspielerin, erfolgreiche Sängerin und Autorin.
Die Tochter eines Verwaltungsbeamten wurde im Kriegsjahr 1939 geboren und erlebte die Bombenangriffe während des Zweiten Weltkriegs in einem Wiener Vorort.
Nach Ende des Krieges kam sie dort zur Schule und schon bei den Schüleraufführungen zeigte sich ihr schauspielerisches Talent. Nach dem Abitur studierte sie am Max-Reinhardt-Seminar Schauspiel und kam bereits 1959 ans Wiener Burgtheater. 40 Jahre lang war sie Ensemblemitglied an dieser berühmten Bühne. Sie spielte alle namhaften Rollen, vom „jungen Mädchen“ bis zum Charakterfach. Sie war die erste Nackte am Burgtheater in Tom Stoppards „Akrobaten“ und wurde eine zeitlang in das Rollenfach der „femme fatale“ gedrängt. Mit Film- und Fernsehrollen erlangte sie im gesamten deutschsprachigen Raum große Bekanntheit. Den Durchbruch hatte sie 1968 mit der Hauptrolle in Helmut Käutners Verfilmung von Maupassants „Bel Ami“. Von da an konnte sie sich ihre Filmrollen aussuchen, zwei Hollywood-Angebote schlug sie aus.
1974 begann Erika Pluhar durch ihren zweiten Ehemann André Heller eine musikalische Karriere, interpretierte Kompositionen verschiedenster Autoren, schrieb aber bald darauf auch ihre eigenen Texte. 1981 erschien ihr erstes Buch: „Aus Tagebüchern“. Diese biografischen Notizen sind Texte von magischer Dichte und beinhalten auch das Bedauern, jahrelang ihre Begabung zum Schreiben und Denken vergessen zum haben. Seither ist Schreiben für sie eine Überlebensform geworden und eine Art emotionaler Zufluchtsort: „Schritt für Schritt entsteht neben, über, hinter, unter alldem ein neues Buch, lebe ich in meiner schreibenden Heimat.“
1999 verabschiedete sie sich vom Wiener Burgtheater, wo sie unter der zwölfjährigen Intendanz von Claus Peymann das Milieu an diesem Haus immer wieder als „faschistoid“ anprangerte. Sie genoss es, „nicht länger in irgendwelche Rollen schlüpfen zu müssen und Sprachrohr zu sein“ und widmete sich ausschließlich musikalischen, literarischen, auch filmischen Projekten, die ihre Handschrift trugen.
Im selben Jahr starb ihre damals 37jährigen Tochter Anna, der wichtigste Mensch in ihrem Leben. Dieser Verlust habe sie „totgeschlagen“ und sie sei ernsthaft gefährdet gewesen, sagt sie. „Trotzdem“ wird für sie ein immer lebensnotwendiger Begriff.
Verluste prägen das Leben der Künstlerin. Zwei gescheiterte Ehen mit Udo Proksch und André Heller, beides „Mann-Männer, die man überleben musste“. Der Selbstmord ihres Lebensgefährten, es Schauspielers Peter Vogel, zwang sie 1978 dazu, selbständig zu werden. Aus der reinen Interpretin wurde mehr und mehr eine kreative Akteurin.
Nach eigenem Bekenntnis möchte sie „die wahre und einzige Emanzipation“ – nämlich als Mensch voll anerkannt zu sein, als Mensch, der sehr bewusst eine Frau ist.“
Gero von Boehm besucht die Künstlerin in ihrem 200 Jahre alten Wohnhaus im Wiener Stadtteil Grinzing.